Bewerbungsgespräche führen: Der ultimative Guide für Arbeitgeber

Veröffentlicht: February 13, 2024
Autor: Ersin Karaca
Bewerbungsgespräche führen: Der ultimative Guide für Arbeitgeber

Jetzt wird’s ernst – das Bewerbungsgespräch mit Kandidaten steht an. Aber keine Sorge, das ist deine Chance, als Arbeitgeber richtig zu glänzen und zu zeigen, dass du nicht nur ein großartiger Zuhörer, sondern auch ein echter Menschenkenner bist. Mit diesen Tipps machst du aus jedem Bewerbungsgespräch ein echtes Highlight und findest heraus, wer wirklich ins Team passt.

Bereite dich gut auf das Bewerbungsgespräch vor

“Was hat Dir am Interview besonders gut gefallen?”

“Der Ablauf war sehr gut und der Interviewer war der Hit!”

Diesen Satz höre ich oft, wenn ich das Feedback eines Kandidaten nach einem Bewerbungsgespräch aufnehme.

Aber woran liegt das?

Was macht einen guten Interviewer aus?

Bevor wir jedoch gleich in medias res gehen, hier erstmal einige Tipps zur räumlichen und technischen Vorbereitung für Bewerbungsgespräche, sowohl vor Ort als auch remote:

Für Vor-Ort-Bewerbungsgespräche

Stelle sicher, dass das Bewerbungsgespräch in einem ruhigen Raum ohne Störungen durch Telefonklingeln, E-Mail-Benachrichtigungen oder vorbeigehende Kollegen stattfindet. Ist die Raumtemperatur angenehm und es herrscht ausreichend Tageslicht?

Vermeide auch große Tische zwischen dir und dem Bewerber, um eine Barriere zu verhindern. Am besten ist eine runde oder ovale Tischanordnung.

Bereite eine Auswahl an Getränken vor, wie Wasser, Kaffee oder Tee. Kleine Snacks können eine nette Geste sein, besonders wenn das Gespräch länger dauert.

Für Remote-Bewerbungsgespräche

Stelle sicher, dass deine Kamera, dein Mikrofon und deine Lautsprecher/Kopfhörer einwandfrei funktionieren. Ein Technik-Check vor dem Gespräch kann unerwartete Probleme vermeiden.

Schick dem Bewerber rechtzeitig eine klare Einladung zum Meeting mit allen notwendigen Informationen, wie dem Link zum Meeting, und der erwarteten Dauer.

Und vor allem: Gute Interviewpartner sind immer pünktlich. Man kann zwar mal zu spät sein, aber bitte nicht zu einem Bewerbungsgespräch!

13:00 Uhr bedeutet 13:00 Uhr.

Nicht 13:02 Uhr und auch nicht 12:54 Uhr.

Sei vorbereitet

Gute Interviewer haben sich im Vorfeld den Lebenslauf des Kandidaten genau angeschaut und kennen den Namen des Gesprächspartners und auch die wichtigsten Stationen seines Werdegangs.

Es ist soweit: Schaff eine Wohlfühl-Atmosphäre

Ok, das klingt jetzt ein bisschen nach Yoga. Aber Fakt ist nunmal: Ein Bewerbungsgespräch ist kein Verhör. Wenn der Kandidat sich wohl fühlt, sind die Chancen viel höher, dass du die Person dahinter wirklich kennenlernst. Also, erstmal locker bleiben.

Brich also erstmal das Eis und gehe nicht gleich direkt ins Interview. Ein freundliches “Wie war deine Anreise?” oder ein kurzer Plausch über das Wetter können Wunder wirken. So baust du eine Brücke und zeigst: Hier sind Menschen, keine Roboter am Werk.

Der erste Eindruck zählt

Eine gute Vorstellung als Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch ist entscheidend, um einen positiven ersten Eindruck zu hinterlassen und eine gute Basis für das Gespräch zu schaffen. Hier sind einige Tipps, wie du dich als Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch vorstellen kannst:

Sprich über das Unternehmen

Gib einen kurzen Überblick über das Unternehmen, einschließlich seiner Geschichte, Mission, Werte und Kultur. Erkläre kurz, was dein Unternehmen einzigartig macht und warum es ein attraktiver Arbeitsplatz ist.

Stell das Team vor

Beschreibe das Team, in dem die Position angesiedelt ist, und dessen Bedeutung für das Unternehmen. Erwähne, wie das Team zusammenarbeitet, welche Projekte aktuell laufen und wie die Rolle des Bewerbers in das Teamgefüge passt. Du musst zwar nicht jedes Detail wissen, aber verstehe, auf was es in deinem Team ankommt, technisch und fachlich.

Zeige Karrieremöglichkeiten auf

Sprich über Karrieremöglichkeiten und Entwicklungspfade innerhalb des Unternehmens. Zeige auf, wie dein Unternehmen die berufliche und persönliche Entwicklung seiner Mitarbeiter fördert.

Gib echte Einblicke in den Arbeitsalltag

Gib einen Einblick in den typischen Arbeitsalltag und die Arbeitsumgebung. Habt ihr besondere Benefits? Damit ist nicht der Obstkorb gemeint, sondern tatsächlich so etwas wie flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice-Möglichkeiten.

Sei auch mutig

Kritische Themen wie Bereitschaft, Schichtarbeit oder andere Herausforderungen spricht ein guter Interviewer ehrlich an. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, die Karten offen auf den Tisch zu legen. So erhält dein Kandidat ein gutes Gesamtbild und kann eine fundierte Entscheidung treffen.

Sei immer offen für Fragen

Signalisiere, dass du offen für Fragen bist, sowohl während deiner Vorstellung als auch im weiteren Verlauf des Gesprächs. Das zeigt, dass eine offene Kommunikation erwünscht ist und auch, dass du ein guter Zuhörer bist.

Denn: Ein erfolgreiches Interview ist ein Gespräch auf Augenhöhe und keine Einbahnstraße. Dafür musst Du als guter Interviewer aktiv zuhören und auf das eingehen, was dein Gegenüber sagt. Das Ego muss also draußen bleiben!

Sei echt

Sei authentisch in deiner Vorstellung. Bewerber schätzen Ehrlichkeit und Authentizität, da dies hilft, Vertrauen aufzubauen und eine realistische Erwartungshaltung zu schaffen.

Pass dich an dein Gegenüber an

Nicht jeder Mensch ist gleich. Gute Interviewer analysieren sein Gegenüber und passen sich an. Ist jemand schüchtern? Gib ihm mehr Sicherheit mit deinen Fragen!

Die beliebtesten Fragetechniken im Bewerbungsgespräch

Jetzt kommt der Detektiv in dir zum Einsatz. Offene Fragen sind dein bester Freund, denn sie laden zum Erzählen ein.

Beispiel: “Erzähl mir von einem Projekt, das dich richtig gefordert hat.”

So erfährst du nicht nur Fakten, sondern bekommst Einblicke in die Arbeitsweise und Persönlichkeit des Kandidaten, gerade in stressigen Situationen.

Bewerber unter die Lupe nehmen: Was zählt, sind die Details

Nachdem du das Eis gebrochen und eine gute Gesprächsbasis geschaffen hast, ist es an der Zeit, tiefer zu graben. Du willst ja schließlich wissen, mit wem du es zu tun hast und ob der Bewerber wirklich ins Team passt.

Fachkenntnisse? Check!

Beginnen wir mit den Basics: Kann der Bewerber wirklich das, was auf dem Papier steht? Hier sind ein paar gezielte Fragen Gold wert. Du musst kein Fachexperte sein, aber ein paar kluge Fragen zu früheren Projekten oder spezifischen Herausforderungen in der Rolle können dir schnell zeigen, ob die Fachkenntnisse sitzen.

Soft Skills – finde mehr über die Persönlichkeit heraus

Jetzt wird’s spannend, denn Soft Skills können oft den Unterschied ausmachen. Wie geht der Bewerber mit unvorhergesehenen Ereignissen um? Arbeitet er lieber allein oder im Team? Ein paar geschickt platzierte Fragen zum Arbeitsalltag oder zur Zusammenarbeit im Team können dir einiges über den Bewerber verraten.

Hier sind die wichtigsten Fragetechniken für Bewerbungsgespräche:

Offene Fragen

  • Wann? Um umfangreiche Informationen zu erhalten und den Bewerber zum Erzählen zu animieren.
  • Beispiel: “Kannst du mir von einem Projekt erzählen, auf das du besonders stolz bist?”

Verhaltensbasierte Fragen

  • Wann? Um zu verstehen, wie der Bewerber in spezifischen, vergangenen Arbeitssituationen gehandelt hat.
  • Beispiel: “Erzähle mir von einer Situation, in der du unter Druck einen Konflikt im Team lösen musstest.”

Zirkuläre Fragen

  • Wann? Um herauszufinden, wie der Bewerber durch einen Perspektivwechsel agieren würde. Er nimmt damit eine kritische Distanz zur Problematik ein und kann dadurch auf alternative Lösungswege kommen.
  • Beispiel: “Welche Gegenargumente für deine Lösunge könnte dein Team in Situation XY anbringen?”

Paradoxe Fragen

  • Wann? Um die Kreativität des Bewerbers zu testen.
  • Beispiel:”Wie könnte man diese Kampagne komplett in den Sand setzen?”

Kompetenzbasierte Fragen

  • Wann? Um spezifische Fähigkeiten und Kompetenzen des Bewerbers zu bewerten.
  • Beispiel:”Kannst du mir ein Beispiel geben, wie du [spezifische Fähigkeit] in einem früheren Job angewendet hast?”

Tipp: Stelle sicher, dass die Fragen direkt auf die Schlüsselkompetenzen abzielen, die für die zu besetzende Position erforderlich sind.

Hypothetische Fragen

  • Wann? Um Innovationsfähigkeit und Kreativität zu testen. Die Frage hat einen spekulativen Charakter und kann auch herausfordernd sein, da sie auf das Vorstellungsvermögen des Kandidaten abzielt.
  • Beispiel:”Stell dir vor, du bist drei Monate für uns tätig – was denkst du, wären deine größten Anfangshürden?”

Fragen, die du NICHT in Jobinterviews stellen solltest

In Bewerbungsgesprächen gibt es bestimmte Fragen, die du aus rechtlichen Gründen nicht stellen darfst, da sie diskriminierend sind oder die Privatsphäre des Bewerbers verletzen. Hier sind einige Beispiele für Fragen, die in vielen Ländern, einschließlich Deutschland unter das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) fallen und daher in einem Bewerbungsgespräch nicht erlaubt sind:

  1. Fragen zur familiären Situation oder Familienplanung:
  • „Planst du, Kinder zu bekommen?“
  • „Bist du schwanger?“
  1. Fragen zum Gesundheitszustand oder zu einer Behinderung:
  • “Warst du schon mal in Therapie?“
  • “Hast du eine Behinderung?“
  1. Fragen zur Religion oder Weltanschauung:
  • „Welcher Religion gehörst du an?“
  • “Gehst du sonntags in die Kirche?“
  1. Fragen zur sexuellen Orientierung:
  • “Bist du homosexuell?
  • „Was ist dein Familienstand?“ (wenn dies auf die sexuelle Orientierung abzielt)
  1. Fragen zur ethnischen Herkunft oder Nationalität:
  • „Woher kommst du wirklich?“
  • „Bist du deutscher Herkunft?“
  1. Fragen zu politischen Ansichten:
  • „Welcher politischen Partei gehörst du an?“
  • „Was hältst du von den Klimaklebern?“
  1. Fragen zu Vorstrafen:
  • „Hast du Vorstrafen?“
  • „Wurdest du schon einmal verhaftet?“

Generell sollten Fragen im Bewerbungsgespräch immer auf die Eignung des Bewerbers für die ausgeschriebene Stelle abzielen und nicht in die Privatsphäre eindringen oder diskriminierend sein.

Nach dem Gespräch: Wie geht’s jetzt weiter?

Das Bewerbungsgespräch ist vorbei, aber deine Arbeit noch lange nicht. Jetzt gilt es, die gesammelten Eindrücke zu sortieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Lass dir Zeit – aber nicht zu lange

Nimm dir Zeit, um jedes Gespräch Revue passieren zu lassen. Was hat dich beeindruckt, was hat vielleicht Zweifel geweckt? Eine strukturierte Auswertung hilft dir, die Kandidaten fair und objektiv zu vergleichen. Aber: Lass den Kandidaten nicht zu lange zappeln, eine kurze Nachricht, dass du in der Auswertung bist und dich zügig melden wirst, erhöht die Chancen, dass dir der Kandidat nicht vor der Nase weggeschnappt wird. (Vergiss nicht: Du wirst nicht das einzige Unternehmen sein, bei dem der Kandidat sich gerade vorstellt!)

Feedback: Immer wertschätzend!

Egal, ob ein Kandidat ins Team passt oder nicht, konstruktives Feedback ist Gold wert. Es zeigt, dass du dir Zeit genommen hast und schätzt die Mühe, die jeder Bewerber in das Gespräch investiert hat. Ein paar ehrliche Worte können viel bewirken und helfen, deinen Ruf als fairer Arbeitgeber zu stärken.

Der nächste Schritt

Für die Kandidaten, die überzeugt haben, geht es jetzt ans Eingemachte: der Vertrag. Sei klar in deinen Bedingungen, aber auch offen für Verhandlungen. Für alle anderen ist eine respektvolle Absage angesagt. Bedanke dich für die Zeit und das Interesse und halte die Tür für die Zukunft offen. Man weiß nie, wann sich die Wege wieder kreuzen.

Das Bewerbungsgespräch als Chance für Arbeitgeber

Yay, du hast es fast geschafft! Das Bewerbungsgespräch ist eine einzigartige Gelegenheit, nicht nur die besten Talente für dein Team zu finden, sondern auch als Arbeitgeber zu glänzen. Hier sind ein paar abschließende Gedanken, um den Prozess abzurunden.

Sieh jedes Jobinterview als Lernmöglichkeit

Jedes Bewerbungsgespräch bietet Lernchancen. Was hat gut funktioniert? Was könnte beim nächsten Mal besser laufen? Diese Reflexion ist der Schlüssel, um deine Rekrutierungspraxis zu verbessern. Sei auch offen für Feedback – sowohl von den Bewerbern als auch von deinem Team.

Positive Erfahrungen ziehen Kreise

Denke daran, dass jedes Bewerbungsgespräch auch das Image deines Unternehmens prägt. Eine positive Erfahrung kann deine Marke stärken, selbst bei denen, die es nicht ins Team geschafft haben. Mundpropaganda ist mächtig, und ein respektvoller Umgang mit Bewerbern zahlt sich immer aus.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf bist du bestens gerüstet, um Bewerbungsgespräche zu führen, die dir nicht nur die richtigen Kandidaten liefern, sondern auch die Basis für eine langfristige Beziehung legen. Schließlich ist der Bewerber gekommen, um zu bleiben. Mach es ihm so einfach wie möglich!

Die Top-10 Fragen und Antworten in Jobinterviews – und wie du sie locker meisterst!
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