Jetzt wird’s ernst – das Bewerbungsgespräch mit Kandidaten steht an. Aber keine Sorge, das ist deine Chance, als Arbeitgeber richtig zu glänzen und zu zeigen, dass du nicht nur ein großartiger Zuhörer, sondern auch ein echter Menschenkenner bist. Mit diesen Tipps machst du aus jedem Bewerbungsgespräch ein echtes Highlight und findest heraus, wer wirklich ins Team passt.
“Was hat Dir am Interview besonders gut gefallen?”
“Der Ablauf war sehr gut und der Interviewer war der Hit!”
Diesen Satz höre ich oft, wenn ich das Feedback eines Kandidaten nach einem Bewerbungsgespräch aufnehme.
Aber woran liegt das?
Was macht einen guten Interviewer aus?
Bevor wir jedoch gleich in medias res gehen, hier erstmal einige Tipps zur räumlichen und technischen Vorbereitung für Bewerbungsgespräche, sowohl vor Ort als auch remote:
Stelle sicher, dass das Bewerbungsgespräch in einem ruhigen Raum ohne Störungen durch Telefonklingeln, E-Mail-Benachrichtigungen oder vorbeigehende Kollegen stattfindet. Ist die Raumtemperatur angenehm und es herrscht ausreichend Tageslicht?
Vermeide auch große Tische zwischen dir und dem Bewerber, um eine Barriere zu verhindern. Am besten ist eine runde oder ovale Tischanordnung.
Bereite eine Auswahl an Getränken vor, wie Wasser, Kaffee oder Tee. Kleine Snacks können eine nette Geste sein, besonders wenn das Gespräch länger dauert.
Stelle sicher, dass deine Kamera, dein Mikrofon und deine Lautsprecher/Kopfhörer einwandfrei funktionieren. Ein Technik-Check vor dem Gespräch kann unerwartete Probleme vermeiden.
Schick dem Bewerber rechtzeitig eine klare Einladung zum Meeting mit allen notwendigen Informationen, wie dem Link zum Meeting, und der erwarteten Dauer.
Und vor allem: Gute Interviewpartner sind immer pünktlich. Man kann zwar mal zu spät sein, aber bitte nicht zu einem Bewerbungsgespräch!
13:00 Uhr bedeutet 13:00 Uhr.
Nicht 13:02 Uhr und auch nicht 12:54 Uhr.
Gute Interviewer haben sich im Vorfeld den Lebenslauf des Kandidaten genau angeschaut und kennen den Namen des Gesprächspartners und auch die wichtigsten Stationen seines Werdegangs.
Ok, das klingt jetzt ein bisschen nach Yoga. Aber Fakt ist nunmal: Ein Bewerbungsgespräch ist kein Verhör. Wenn der Kandidat sich wohl fühlt, sind die Chancen viel höher, dass du die Person dahinter wirklich kennenlernst. Also, erstmal locker bleiben.
Brich also erstmal das Eis und gehe nicht gleich direkt ins Interview. Ein freundliches “Wie war deine Anreise?” oder ein kurzer Plausch über das Wetter können Wunder wirken. So baust du eine Brücke und zeigst: Hier sind Menschen, keine Roboter am Werk.
Eine gute Vorstellung als Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch ist entscheidend, um einen positiven ersten Eindruck zu hinterlassen und eine gute Basis für das Gespräch zu schaffen. Hier sind einige Tipps, wie du dich als Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch vorstellen kannst:
Gib einen kurzen Überblick über das Unternehmen, einschließlich seiner Geschichte, Mission, Werte und Kultur. Erkläre kurz, was dein Unternehmen einzigartig macht und warum es ein attraktiver Arbeitsplatz ist.
Beschreibe das Team, in dem die Position angesiedelt ist, und dessen Bedeutung für das Unternehmen. Erwähne, wie das Team zusammenarbeitet, welche Projekte aktuell laufen und wie die Rolle des Bewerbers in das Teamgefüge passt. Du musst zwar nicht jedes Detail wissen, aber verstehe, auf was es in deinem Team ankommt, technisch und fachlich.
Sprich über Karrieremöglichkeiten und Entwicklungspfade innerhalb des Unternehmens. Zeige auf, wie dein Unternehmen die berufliche und persönliche Entwicklung seiner Mitarbeiter fördert.
Gib einen Einblick in den typischen Arbeitsalltag und die Arbeitsumgebung. Habt ihr besondere Benefits? Damit ist nicht der Obstkorb gemeint, sondern tatsächlich so etwas wie flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice-Möglichkeiten.
Kritische Themen wie Bereitschaft, Schichtarbeit oder andere Herausforderungen spricht ein guter Interviewer ehrlich an. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, die Karten offen auf den Tisch zu legen. So erhält dein Kandidat ein gutes Gesamtbild und kann eine fundierte Entscheidung treffen.
Signalisiere, dass du offen für Fragen bist, sowohl während deiner Vorstellung als auch im weiteren Verlauf des Gesprächs. Das zeigt, dass eine offene Kommunikation erwünscht ist und auch, dass du ein guter Zuhörer bist.
Denn: Ein erfolgreiches Interview ist ein Gespräch auf Augenhöhe und keine Einbahnstraße. Dafür musst Du als guter Interviewer aktiv zuhören und auf das eingehen, was dein Gegenüber sagt. Das Ego muss also draußen bleiben!
Sei authentisch in deiner Vorstellung. Bewerber schätzen Ehrlichkeit und Authentizität, da dies hilft, Vertrauen aufzubauen und eine realistische Erwartungshaltung zu schaffen.
Nicht jeder Mensch ist gleich. Gute Interviewer analysieren sein Gegenüber und passen sich an. Ist jemand schüchtern? Gib ihm mehr Sicherheit mit deinen Fragen!
Jetzt kommt der Detektiv in dir zum Einsatz. Offene Fragen sind dein bester Freund, denn sie laden zum Erzählen ein.
Beispiel: “Erzähl mir von einem Projekt, das dich richtig gefordert hat.”
So erfährst du nicht nur Fakten, sondern bekommst Einblicke in die Arbeitsweise und Persönlichkeit des Kandidaten, gerade in stressigen Situationen.
Nachdem du das Eis gebrochen und eine gute Gesprächsbasis geschaffen hast, ist es an der Zeit, tiefer zu graben. Du willst ja schließlich wissen, mit wem du es zu tun hast und ob der Bewerber wirklich ins Team passt.
Beginnen wir mit den Basics: Kann der Bewerber wirklich das, was auf dem Papier steht? Hier sind ein paar gezielte Fragen Gold wert. Du musst kein Fachexperte sein, aber ein paar kluge Fragen zu früheren Projekten oder spezifischen Herausforderungen in der Rolle können dir schnell zeigen, ob die Fachkenntnisse sitzen.
Jetzt wird’s spannend, denn Soft Skills können oft den Unterschied ausmachen. Wie geht der Bewerber mit unvorhergesehenen Ereignissen um? Arbeitet er lieber allein oder im Team? Ein paar geschickt platzierte Fragen zum Arbeitsalltag oder zur Zusammenarbeit im Team können dir einiges über den Bewerber verraten.
Tipp: Stelle sicher, dass die Fragen direkt auf die Schlüsselkompetenzen abzielen, die für die zu besetzende Position erforderlich sind.
In Bewerbungsgesprächen gibt es bestimmte Fragen, die du aus rechtlichen Gründen nicht stellen darfst, da sie diskriminierend sind oder die Privatsphäre des Bewerbers verletzen. Hier sind einige Beispiele für Fragen, die in vielen Ländern, einschließlich Deutschland unter das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) fallen und daher in einem Bewerbungsgespräch nicht erlaubt sind:
Generell sollten Fragen im Bewerbungsgespräch immer auf die Eignung des Bewerbers für die ausgeschriebene Stelle abzielen und nicht in die Privatsphäre eindringen oder diskriminierend sein.
Das Bewerbungsgespräch ist vorbei, aber deine Arbeit noch lange nicht. Jetzt gilt es, die gesammelten Eindrücke zu sortieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Nimm dir Zeit, um jedes Gespräch Revue passieren zu lassen. Was hat dich beeindruckt, was hat vielleicht Zweifel geweckt? Eine strukturierte Auswertung hilft dir, die Kandidaten fair und objektiv zu vergleichen. Aber: Lass den Kandidaten nicht zu lange zappeln, eine kurze Nachricht, dass du in der Auswertung bist und dich zügig melden wirst, erhöht die Chancen, dass dir der Kandidat nicht vor der Nase weggeschnappt wird. (Vergiss nicht: Du wirst nicht das einzige Unternehmen sein, bei dem der Kandidat sich gerade vorstellt!)
Egal, ob ein Kandidat ins Team passt oder nicht, konstruktives Feedback ist Gold wert. Es zeigt, dass du dir Zeit genommen hast und schätzt die Mühe, die jeder Bewerber in das Gespräch investiert hat. Ein paar ehrliche Worte können viel bewirken und helfen, deinen Ruf als fairer Arbeitgeber zu stärken.
Für die Kandidaten, die überzeugt haben, geht es jetzt ans Eingemachte: der Vertrag. Sei klar in deinen Bedingungen, aber auch offen für Verhandlungen. Für alle anderen ist eine respektvolle Absage angesagt. Bedanke dich für die Zeit und das Interesse und halte die Tür für die Zukunft offen. Man weiß nie, wann sich die Wege wieder kreuzen.
Yay, du hast es fast geschafft! Das Bewerbungsgespräch ist eine einzigartige Gelegenheit, nicht nur die besten Talente für dein Team zu finden, sondern auch als Arbeitgeber zu glänzen. Hier sind ein paar abschließende Gedanken, um den Prozess abzurunden.
Jedes Bewerbungsgespräch bietet Lernchancen. Was hat gut funktioniert? Was könnte beim nächsten Mal besser laufen? Diese Reflexion ist der Schlüssel, um deine Rekrutierungspraxis zu verbessern. Sei auch offen für Feedback – sowohl von den Bewerbern als auch von deinem Team.
Denke daran, dass jedes Bewerbungsgespräch auch das Image deines Unternehmens prägt. Eine positive Erfahrung kann deine Marke stärken, selbst bei denen, die es nicht ins Team geschafft haben. Mundpropaganda ist mächtig, und ein respektvoller Umgang mit Bewerbern zahlt sich immer aus.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf bist du bestens gerüstet, um Bewerbungsgespräche zu führen, die dir nicht nur die richtigen Kandidaten liefern, sondern auch die Basis für eine langfristige Beziehung legen. Schließlich ist der Bewerber gekommen, um zu bleiben. Mach es ihm so einfach wie möglich!
Oder suchst einen neuen Job? Melde dich zu unserem Bi-Weekly Newsletter an und sei der erste, der davon erfährt.